21.10.2022 – 27.11.2022

Der Ausstellungstitel „Aw: Re: Wtr: Aw: Title“ von Anina Brisolla und Lukasz Furs verweist auf einen dialogischen Prozess und beschreibt gleichzeitig auch eine Methode. Tatsächlich ist es ganz lapidar die Betreffzeile eines Email-Verkehrs in dem die Künstler*innen Titel und Inhalte der gemeinsamen Ausstellung diskutieren. Gleichwohl kann man dieses Hin- und Herspielen als Methode ihrer Kunst betrachten: In ihrer Herangehensweise ähnlich, arbeiten sowohl Brisolla als auch Furs mit Techniken des Sampling, des Transfers zwischen analogen Medien und digitalen Formaten. Ihr konzeptioneller Ansatz folgt diesem dialogischen Prinzip des Antwortens, Zurückspielens und Weiterleitens in der Ausprägung der formalen Entsprechung.

In Brisollas Werkserie ‚fabrics (true/ false)‘ befragt die Künstlerin Techniken des Programmierens auf analoge Art: Sie schreibt die Begriffe ‚true‘ und ‚false‘ per Hand mit aushärtendem 3D-Druck-Filament hintereinander weg und zwar so, dass sich Zeile um Zeile an der zuvor liegenden festklebt und diese sich gegenseitig tragen. Es entstehen zwei Textobjekte, die übereinanderlegt einen gewebten oder gestrickten, also textilen Eindruck erwecken. Und tatsächlich bedeutet das lateinische Wort „text“ ebendas: Gewebe (der Rede). Ein interessanter Nebenaspekt dieser Arbeit ist, das das Wort ‚computer‘ nach dem zweiten Weltkrieg für programmierende Frauen benutzt wurde. Der ENIAC, der erste programmierbare Universalcomputer wurde von sechs Frauen programmiert, die aus einer Abteilung menschlicher Computer der NASA kamen. Brisolla verweist auf iesen Aspekt mit einer Zeichnung der Anzeige, die am zweiten Mai 1892 in der New York Times erschien.

Die Logik, welche Algorithmen und binäre Codes in die Gesellschaft tragen, steht im Widerspruch zu menschlichen Handlungsmustern. Dieser Widerspruch zieht sich leitmotivisch durch Brisollas Werk der letzten Jahre. In ihren ‚grid drawings‘, einer neuen, bisher nicht gezeigten Werkserie arbeitet die Künstlerin auf analytische Weise mit dem Verfahren des 3D-Drucks. Sie ersetzt die durch den Computer berechnete und gesteuerte Mechanik des Druckkopfs durch die Bewegung ihrer Hand entlang vorgegebener Bewegungslinien. Dieser technisch einfache Kniff führt Brisollas inhaltliche und formale Überlegungen zu Digitalität und analogem Handeln visuell und gedanklich konsequent fort.

 

Lukasz Furs Arbeitspraxis lässt sich mit dem Begriff „panta rhei“ am besten umschreiben. Alles fließt, alles ist in Bewegung und alles verändert sich. Seine Arbeiten entstehen im Rahmen eines Computerprogramms. Dieser Rahmen ist auf Format 100 auf 130 cm, 300dpi und ein passendes Farbprofil festgelegt. Trotz dieser Starrheit reagieren und fusionieren die Inhalte miteinander. Das für diesen Prozess verwendete Bildmaterial entstammt fast ausschließlich aus Quellen des Internets. Die sich im Fluss befindenden Inhalte verbinden sich miteinander oder lösen sich im künstlerischen Arbeitsprozess auf, während andere wiederum aus dem Dokument verschwinden.

Der gesamte Inhalt ist so permanenter Veränderung ausgesetzt. Gespeichert wird in regelmäßigen Abständen. Somit entsteht ein Archiv aus Bildern, das einer späteren Beurteilung und Einordnung unterzogen wird, bis sich ein Bildergebnis einstellt. Dieser Arbeitsprozess ist mit den digitalen Produktionsweisen elektronischer Musik vergleichbar, die Sampling als Ausgangspunkt nutzen und dieses Material mit unterschiedlichen Apps und Effekten verfremden und gestalten, um in einem auch intuitiven Vorgehen zu einer in sich stimmigen Komposition zu enden. Die auf diese Weise entstehenden digitalen Bilder sind also mehr als die klassische Collage. Die digitale Technik bietet zusätzlich zu Schere und Klebstoff weitere Möglichkeiten. Gleichzeitig sind sie Grundlage eines Prozesses, der eine eigene Dynamik entwickelt und vom Künstler nicht in allen Details vorausplan- und kontrollierbar ist.

 

 

OPENING
20.10.2022
19:00 to 22:00
The opening is public.

EXHIBITION
Duration: 21.10.2022 – 27.11.2022

VISITING
Thursday, 10.11.2022 12:00 – 15:00
Friday, 11.11.2022 14:00 – 17:00
Saturday, 12.11.2022 14:00 – 17:00

Wednesday, 16.11.2022 13:00 – 15:30
Thursday, 17.11.2022 15:00 – 20:00

Thursday, 23.11.2022 14:00 – 18:00
Friday, 24.11.2022 14:00 – 18:00
Saturday, 25.11.2022 14:00 – 18:00

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