17.03.2022 – 08.05.2022

Jay Gards Kunst beschäftigt sich mit Form und Farbe und hat in all seinen Werken Objektcharakter. Trotzdem greifen hier die Begriffe Objektkunst oder Skulptur zu kurz. Denn Gards skulpturale Arbeiten sind immer auch eine aktive, analytische Auseinandersetzung mit dem Werk anderer Künstler*innen, sowie der Designgeschichte und somit in ihrer Natur geradezu postmodern. Gards zentrales Thema ist die Kreativität selbst. Er betrachtet Werke der Kunstgeschichte wie durch ein selbst entwickeltes Vergrößerungsglas, um ihre Wirkung auf den die Rezipienten besser zu verstehen. Was braucht es an Form und Farbe, um sie sprechen zu lassen?

Seit vielen Jahren untersucht der Künstler die Farben im Werk von Künstler*innen wie Pieter Breugel, Georg Baselitz oder von Cecily Brown. Eine stolze, weite Bandbreite der Kunstgeschichte also. Zu Browns Arbeit „Bend Sinister“ hat Gard bereits elf seiner „Farbkreis“-Arbeiten geschaffen. Zu diesem Prozess führt Gard aus: „Ich suche mir Gemälde, die mich faszinieren und fange an deren Farben nachzumischen. Dann, in Farbkreisen neu zusammengestellt, beginne ich die Harmonien aufzuschlüsseln und besser zu verstehen. Durch die Winkel in den Farbkreisen und den aus ihnen resultierenden verschiedene Schatten- und Reflektionsstärken erkenne ich die dreidimensionale Wirkung der Farben.“

 

Dem Produktionsprozess geht also immer eine intensive Beschäftigung mit der Bedeutung und Wirkung der jeweiligen Farben voraus. Jay Gard geht es dabei auch um das räumliche Verstehen der Farbe. Die Bedeutung der Farbe an sich für die Wirkung von Objekten ist hier eine wesentliche Erkenntnis, denn Schatten und Reflektionen wirken bei verschiedenen Farben höchst unterschiedlich. Dieses gesammelte Wissen lässt sich anschließend auf Skulptur übertragen. Gard sagt: „Ich arbeite eher objekthaft.“ Heißt: Auch die Farbe wird objekthaft gedacht.

Die Ausstellung „Through the Gard-Glass“ zeigt, wie sich diese Analysen der Malerei nicht nur auf die formal strengen Farbkreise übertragen lassen, sondern auch auf Skulpturen und seit neuem auf Gemälde. Neben den ausgestellten Farbkreisen wird ebenso ein Querschnitt aus Gards Werk gezeigt: So eine der ersten Arbeiten zu diesem Thema: „Sol LeWitt Amp”, 2012, die auf einer raumfüllenden Malerei Sol LeWitts in den Kunstsammlungen Chemnitz basiert. Es war eben diese Arbeit, die Jay Gard als Jugendlichen zur Kunst bringen sollte. Und auch „Georg (Georg Baselitz, Neuntes P.D. – Die Hand)”, 2022, welches die erste Malerei-Arbeit in Gards Werk ist. Oder die Skulptur „Minibar Breugel (Pieter Breugels, Jäger im Schnee)”, 2020, die eine Farbanalyse Breugels in eine befüllte Minibar in Farbschnörkelfrom transformiert. Auch hier werden, wie bei Gards gleich erwähnten Bauhaus Arbeiten und anderen die Grenzen zwischen Kunst und Design diffundiert.

 

Jay Gard: „Ich zeige eines der schönsten Elemente der Kunst: Die Farbe.“ Sie überträgt er auf Möbel, die unter anderem auch als neues Einrichtungsmobiliar im Bauhaus Museum Dessau zu sehen und zu benutzen sind. Oder er bringt die Farben auf Kunst am Bau und somit auch auf Objekte und an Orte außerhalb des Whitecubes der Galerien und Institutionen.

 

„Kunst ist mittlerweile überladen mit Codes: Ich ermögliche über die Farbwelt nicht nur anderen, sondern auch mir selbst einen sehr einfachen und schönen Zugang zur Kunst.“ JedeR kann sich erst einmal auf Farben konzentrieren. Und wer mag, kann sich danach auch auf den inhaltlichen Hintergrund einlassen. Jay Gards Arbeiten sind wie eingangs behauptet immer auch eine aktive und analytische Auseinandersetzung mit Kunst und Design, also der uns umgebenden Welt der Kulturgeschichte und der Objekte und somit eine ästhetisch zugängliche und genießbare, postmoderne Reflektion eben dieser.

Werkliste:

Werkliste Jay Gard

Ausstellungsansichten:

(Fotos von Lukasz Furs)

 

ARTIST

Jay Gard

TYPE
Exhibition

OPENING
17.03.2022 from 19:00 to 22:00

EXHIBITION
Duration: 17.03.2022 – 08.05.2022

VISITING
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