25.11.2021 – 09.01.2022

Maximilian Rödel schafft ein Raumkonzept rund um seine abstrakte Bilderserie ‘Prehistoric Sunsets’.

About Maximilian Rödel 
by Domenico de Chirico

Maximilian Rödel’s work seems to reveal a genuine, primordial event: the unfathomable event before events. Through its complex simplicity, many avenues of perception are unveiled. One can hear distant echoes of the final (and incomplete) philosophical work by Maurice Merleau-Ponty, Signs. And here in these paintings, clarity becomes complicated, tranquility becomes tangled: „No thing, no side of a thing shows itself except by actively hiding others, denouncing them in the act of concealing [masquer] them. To see is a matter of principle to see farther than one sees to reach a latent existence. The visible is the outline and depth of the visible. The visible does not admit of pure positivity any more than the visible does.“[1]

Through the painterly act, the works of Maximilian Rödel depict a revelation; they tell a story by magnetizing the invisible within the perceptible, showing aspects of the veiled complexity of being. This manifested interweaving is not the showing off of color, nor an emptiness to be filled: it is the pulsations of the invisible pushing to be seen, affirming their latent state by hints of their presence. We seem to find ourselves in front of Merleau-Ponty’s beloved “flesh of the world,” in which he pinpoints the interweaving of the visible hiding the invisible. What could be better than flesh, with all its muscle and complicated traits, to best express this relationship?

These paintings seem to be a coagulation of the invisible: etymologically the word carne, flesh, has its origins in the proto-Indo-European kréwh, raw meat, which in fact means congealed blood – and apart from any ideological references, the paintings express the unsaid, their language is a whisper. Perhaps they are closer to something less material, less coagulated: are they perhaps reminiscent of blood that boils, recording the essence of being? Perhaps in their unmistakable lightness of being, they expose the dialectic between the invisible and the visible. Is it not perhaps true that when looking at them, the material becomes airy?

[1]from: Maurice Merleau-Ponty, Signs, trans. R.C. McCleary, Evanston, III.: Northwestern University Press, 1964, p. 20/21.  Original: Signes, Paris, Gallimard, 1960.

 

Über Maximilian Rödel 
von Domenico de Chirico

Die Gemälde von Maximilian Rödel offenbaren ein echtes, ursprüngliches Ereignis: das unergründliche Ereignis vor den Ereignissen. Durch diese komplexe Einfachheit sind viele Arten sie zu betrachten möglich. Man nimmt Anklänge an das letzte selbst veröffentlichte philosophische Werk von Maurice Merleau-Ponty mit dem Titel Zeichen wahr. Und auf einmal wird in diesen Bildern Klarheit kompliziert, Ruhe laut: „Kein Ding, keine Seite eines Dings zeigt sich, ohne dass es eine andere aktiv verbirgt, und sie im Akt des Verbergens anprangert.

Sehen ist eine Sache des Prinzips, weiter zu sehen als man sieht, um zu einer latenten Existenz zu gelangen. Das Sichtbare ist der Umriss und die Tiefe des Sichtbaren. Das Sichtbare lässt keine reine Positivität zu, ebenso wenig wie das Unsichtbare.[1] Allein schon durch den malerischen Akt sind die Arbeiten von Maximilian Rödel eine Offenbarung, sie erzählen eine Geschichte, indem sie das Unsichtbare aus dem Wahrnehmbaren herauskristallisieren und Teile der verschwommenen Komplexität des Seins sichtbar machen. Diese Verflechtung löst er nicht durch das Auftragen von Farbe und auch nicht durch das Füllen einer Leere auf, sondern dadurch, dass es ihm gelingt das Unsichtbare zum Pulsieren zu bringen, das nun gesehen werden will, das seinen latenten Zustand nun durch Andeutungen von Gegenwart bekräftigt wissen will.

Wir scheinen uns mitten im von Merleau-Ponty geprägten Begriff „Leib der Welt“ zu befinden, mit dem er die Ambiguität des Sichtbaren und des Unsichtbaren, den Zwischenbereich zwischen Subjekt und Objekt, beschrieb. Was wäre besser geeignet als das Fleisch des Leibes mit all seinen Muskeln und komplexen Eigenschaften, um diese Beziehung auszudrücken? Diese Bilder sind eine Gerinnung des Unsichtbaren. Etymologisch hat das Wort carne, Fleisch, seinen Ursprung im proto-indoeuropäischen kréwh, rohes Fleisch, was eigentlich „geronnenes Blut“ bedeutet. Abgesehen von jeglichen ideologischen Anspielungen drücken Rödels Bilder das Ungesagte aus, ihre Sprache ist ein Flüstern. Vielleicht sind sie aber auch immaterieller, weniger geronnen. Vielleicht lassen sie an kochendes Blut denken, das das Wesen des Seins zum Ausdruck bringt. Vielleicht legen sie in ihrer unverwechselbaren Leichtigkeit des Seins die Dialektik zwischen dem Unsichtbaren und dem Sichtbaren offen. Vielleicht erweist sich bei ihrem Anblick das Materielle auf einmal als ganz leicht.

[1] Maurice Merleau-Ponty, Zeichen, hrsg. von Christian Bermes, Felix Meiner Verlag Hamburg, 2007, S. 28.

Werkliste:

Werkliste Maximilian Rödel – Myth of the Navigator

Ausstellungsansichten:

 

ARTIST
Maximilian Rödel

TYPE
Exhibition

OPENING (2G+)
25.11.2021 from 19:00 to 22:00

EXHIBITION
Duration: 25.11.2021 – 09.01.2022

VISITING
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