„Sperrmüllbilder” zeigt eine Reihe von neuen, speziell für die Ausstellung im Kanya&Kage gefertigten Holz-Mosaiken. Diese Arbeiten sind nicht, wie der Titel vermuten lässt, aus alten Holzresten und sonstigen Abfällen gefertigt, sondern sie teilen sich Entrümplungen, die der Künstler im Stadtraum vorfindet als gemeinsames Motiv. Ansichten alter Bretter und Möbelstücke werden zwar leicht abstrahiert, versuchen jedoch material- und maßstabsgetreu die durch Collagieren des Bildmaterials entstandenen Skulpturen zweidimensional abzubilden.
Das Arbeiten im öffentlichen Raum ist ein fester Bestandteil von Clemens Behrs Praxis. Installationen, Skulpturen oder Materialkollagen werden in situ erstellt und der Öffentlichkeit überlassen oder dienen als Ausgangspunkt zur Arbeit im Atelier.
Behrs Interventionen entwickelten sich mit der Zeit vom Umarrangieren alter Möbel auf dem Bürgersteig, hin zu speziell für den jeweiligen Stadtraum konzipierten, großformatig skulpturalen Arbeiten. Es ist das Spiel mit dem Vorgefundenen, das Behrs Arbeit als Ausgangspunkt dient. Das Interesse an den zufälligen Arrangements obsoleter Einrichtungsstücke – sprich der Art und Weise, wie diese weggeschmissen aber gleichzeitig in willkürlicher Komposition zur Schau gestellt werden – animieren und inspirieren den Künstler für die anschließende Arbeit.
Angelehnt an seine frühere Praxis, dem Umbau des vorgefundenen Materials vor Ort und der anschließenden Dokumentation des plastischen Ergebnisses, dreht der Künstler heute den Prozess um. Das Foto der Szenerie wird doppelt gedruckt, neu collagiert und dann wieder eingescannt, um anschließend als Wandarbeit materialgetreu nachgebaut zu werden. Oder anders ausgedrückt: Hier wird ein Stück Stadt ausgeschnitten, umgekrempelt und als einfaches abstrahiertes Stillleben reproduziert. Das refined refurbishment, wenn man will.
Auf der langen Suche nach Motiven für Malerei (konkurrierend zu seiner skulpturalen Praxis) erscheinen Behr diese Möbelportraits als eine schlüssige Lösung, sich zwischen den endlosen kompositorischen Möglichkeiten zersplitterter, architektonischer Formen und dem ewigen Gedränge zwischen den zwei- und dreidimensionalen Arbeiten zu entscheiden. „Sperrmüllhaufen sind zwar eigentlich perfekt, genauso wie und wo sie hinterlassen wurden. Sie stehen einfach da und machen trotzdem alles richtig”, so Clemens Behr selbst. Bei jedem dieser Arrangements stellt sich dem Künstler allerdings doch die Frage, was noch minimal verändert werden muss, damit sich beim Betrachten tatsächlich eine Skulptur zeigt und nicht bloß ein willkürlicher Haufen.